Noel der Sausewind auf dem Fahrrad
oder
Noels ungewollte Vatertagstour 20.-23.Mai 2004
Tour der Freude


Mittwochabend, das Rad wird reisefertig gemacht von den Eltern.
Erstes Handikap, Noel kann sich nicht auf das Rad setzen, weil das Gepäck zu hoch und zu schwer ist.
Doch endlich Abfahrt nach Kahl, wir radeln durch den Wald und schwub di wub sind wir in Kahl. Aufsteigen ist schon schwierig, aber absteigen ist doch ganz einfach: man bremst und fällt mit dem ganzen Rad um, peng, langsam rafft man sich wieder hoch und schiebt das Rad in die Garage. Dann noch fernsehen, 23:00h ins Bett.

Donnerstag 6:00h, Noel springen die Augen von alleine auf, ein paar Fetzis in den Mund geschoben und ab geht es nach Dettingen an den Bahnhof (das Aufsteigen aufs Rad übrigens kein Problem, man macht einfach wie immer Bein über den Sattel und ab geht die Post).
Noel fährt kreuz und quer über die Strasse, von rechtsfahren keine Spur (Noel hat noch keinen Fahrradführerschein). 5 mal geschaltet und der richtige Gang ist gefunden, am Bahnhof angekommen. Rosi kann nicht mitfahren, krank ohne Ende.
Also wir mit unseren Fahrrädern steigen in den Zug ein und das Abenteuer DB kann beginnen. Bis Würzburg 30 min Verspätung, na das sind wir ja schon gewohnt. In Siegelsdorf noch 15 min Verspätung.
Punkt 11:30h in Siegelsdorf aufs Fahrrad geschwungen und in Richtung Rothsee gefahren am Rhein-Donau-Kanal entlang geschossen. Noel hatte heute das Motto für sich ausgegeben „Hoppla, was will denn der Rentner auf meiner linken Seite des Radwegs“. Schwups, es hat wohl keiner gesehen und schon wieder einen Rentner ausgebremst und zum absteigen gezwungen (die heutigen Rentner sind aber auch sehr ängstlich).
Recht schnell ist der Nürnberger Hafen hinter uns, wir liegen gut in der Zeit.
Zeit (weil Zeit haben wir bis Sonntagabend). Links und rechts vom Kanal gefahren und die Rentner vom Rad gezwungen, 3 mal eine Strecke doppelt gefahren.
Jede Stunde eine Pause gemacht, paar Steine in den Kanal geworfen und paar Fetzies zwischen die Zähne geschoben. An 5 Hebewerken für Schiffe (Schleusen) vorbeigekommen und auch besichtigt, wie die Schiffe hochkommen oder wie sie runtergehen, wenn Wasser abgelassen wird. Noel ist begeistert, jedes Wasser hat eine andere Farbe.
Jetzt ist der Rothsee erreicht. Hier sind sehr viele Badegäste unterwegs, aber es gibt auf der rechten Seite einen Radweg, nur links muss man sich einen Weg mit den blöden Fussgängern teilen. Einmal den See ganz umrundet, dabei 2 Rentner vom Rad ….. Einen letzten 12% Berg vor Allersberg hochgestrampelt und jetzt noch 10 min kurz nach 18 Uhr im alten Spital eingetroffen.
Mit richtig fettem Sonnenbrand auf der Terrasse ein Schnitzel gegessen, um 20 Uhr noch ein Eis-Fetzi in den Kopf reingedrückt. 20:30h ist er so müde, dass er fast im Sessel einschläft. Habe ihn noch mal eingecremt. Er bekam nicht mal mehr die Füsse ins Bett (Sauerstoffvergiftung) und da war er auch schon weg aus diesem Tag. Er träumt bestimmt von einer besseren Welt.
Tageskilometer über 70 km, 6,5 Stunden Fahrzeit mit Pausen.
Wetter sonnig, aber nur von oben.

Freitag um 8 Uhr aufgestanden. Mädchenwetter, es regnet. Noel hat einen strammen Max gefrühstückt, 2 mal Kaba getrunken, alle Fetzies für den ganzen Tag weg.
Um 10 Uhr eingekauft, Postkarten, Briefmarken, Trinken. Um 11 Uhr geht’s aufs Rad Richtung Roth am Rothsee, einige Alibifotos geschossen.
Noel fragt schon jetzt, wann wir wieder im Hotel sind.
In Roth im Cafe Fuchs was getrunken und Noel hat einen Mann gesehen, der links nur ein Bein hatte. Als ich Noel das mit den Beinen erklärt habe, mussten wir beide lachen. Noel hat den Witz endlich nach Jahren verstanden und ich, weil ich sonst nichts zu lachen habe.
Dann weiter in Richtung Nürnberg gefahren durch Wald und Wiesen, ausser uns war hier keiner auf der Piste. Noel hat einen Spielplatz entdeckt, 30 min Erholung war angesagt. Es fängt an zu regnen und wir haben uns untergestellt. Da Noel nach kurzer Zeit unbedingt weiterfahren wollte, sind wir halt über 2 Stunden im Regen gefahren auf Waldwegen (feine Sandkörner, die am ganzen Rad hängen). Endlich taucht der Rothsee auf. Gestern viele Leute, heute kein einziger Badegast und wieder der steile Berg.
Als wir nach Allersberg reingefahren sind, hat es glücklicherweise aufgehört zu regnen. Nach 17 Uhr habe ich mit der Giesskanne Noels Fahrrad abgegossen, um die feinen Sandkörner wegzufegen. Dann Noel unter die Dusche gestellt. 19:00h im SuperOutfit zum Abendessen erschienen. Zur Feier des Tages gibt es Rindsroulade vom feinsten und Noel taut wieder langsam auf. Um 21:00 h hatten wir schon wieder kleine Augen bekommen. Es lag bestimmt am guten Essen.
Tageskilometer über 40 km, Fahrzeit 6 Stunden mit Pausen.
Wetter morgens Regen, sonst trocken, Mittags wieder Regen, abends Sonnenschein.

Samstag um 8Uhr aufgestanden, die Sonne spuckt in unser Zimmer, im Schlafanzug gefrühstückt, was wohl, Strammer Max und 4 Gurken, und Noel hat alles unter die Nase reingeschoben.
9:30h Abfahrt Richtung Brombachsee, unterwegs haben wir noch eingekauft und viel geredet und dann den Berg der Berge über 20% rauf. Noel nimmt tief Luft und fährt den Berg in 15 min hoch, oben liegt er im Gras und sein Herz schlägt so fest, dass sich das T-Shirt bewegt. Nach einer kurzen Rast geht es weiter, jetzt nur noch eben. Zum Brombachsee geht es noch mal steil bergab und der erste Stein fliegt um 12:30h in den Brombachsee. Wir machen direkt am See Pause.
Dann umfahren wir den Igelsbachsee. Radfahren verboten (Noel kann wohl nicht lesen), dann den kleinen und grossen Brombachsee. 3 Seen cirka 30 km. 16 Uhr von den Seen verabschiedet, wieder Richtung Allersberg und gleich nach dem See eine angenehme Steigung. Wir radeln hauptsächlich durch Wald und Wiesen auf autoarmen Strassen. Überall stehen Kühe rum und fressen Gras. Noch eine kleine Pinkelpause und ein paar Fetzies und da ist schon der Rothsee in Sicht. Und nach dem Rothsee der steile Berg. Auch das noch, aber 20:00h in Allersberg eingefahren und gleich gegessen, ja was wohl, Rouladen mit 4 Klössen für den ersten Hunger. Zum Nachtisch einen grossen Pfannkuchen und dann ein Eis, man muss ja richtig essen, weil es gibt ja erst in 24 Stunden wieder Abendessen.
21 Uhr liegt Noel im Bett und schnauft so komisch, das sind die ersten Anzeichen von Sauerstoffvergiftung. Dieter geht nochmals in die Kneipe und trinkt noch etwas schlechtes Bier, das kann man keinem anderen Menschen zumuten.
Über 100 km gefahren, schlechtes Wetter.

Sonntag 8:30h gefrühstückt, strammer Max gepackt und um 9:30h Abfahrt in Richtung Neuenmarkt, kreuz und quer über die Felder, verkehrten Weg genommen, aber dann um 11:30h ist der Kanal erreicht, an dem wir bis Nürnberg fahren.
Nach einer kleinen Pause geht es am Ludwig-Landmann-Kanal entlang. Dann alten Kanal. Immer mal Pausen gemacht und Tannenzapfen über Kanal geworfen und Äste abgebrochen und über den Kanal geworfen.
Nach einigen Schleusenbesichtigungen sind wir richtig im dicken Wald, da wo keine Autos fahren. 20 km vor Nürnberg in einer kleinen Kneipe am Kanal Pause, gut gegessen, 1 Weizenbier, Noel ein Eis vom feinsten. Jetzt haben wir auch erfahren, warum so wenig am Kanal los ist, kaum Radfahrer, Schummi fährt und Noel hat keine Rentner heute zum abschiessen. Der Radweg am Kanal wird immer enger und wir müssen uns ranhalten.
Endlich die letzte Pause, die voller Gummibärchen ist und der Kanal ist am Ende. Jetzt noch durch Nürnberg und zum Bahnhof, ab jetzt fahre ich vor und wir legen etwas Tempo vor. 16:58h sind wir dann am Bahnhof. 17:04h fährt der Zug, hat auch diesmal gut geklappt.
Kaum eingeladen und wir sind uns am umziehen und der Zug rumpelt los. Das Fahrradabteil ist voll und so stehen wir abwechselnd im Abteil so blöd so blöd rum. Der Hunger wird stärker, endlich Würzburg, aussteigen und 5 Brezeln holen und 2 belegte Brötchen fürs erste. Um 20:30h sind wir wieder in Dettingen angekommen. Rosi holt uns am Bahnhof ab. Und wir radeln mit halber Kraft zu Noels Eltern und Geschwistern. Nach einem Weizenbier mache ich mich alleine auf den Weg nach Kahl, aber über die Pizzeria , um mich noch mal satt zu essen.
Heute waren es wieder über 100 km und 230 km Bahn. Das Wetter war bewölkt und etwas Regen, also das beste Radelwetter.

Fazit der Reise: ich habe nie festgestellt, dass so viele Rentner mit dem Rad unterwegs sind und Noel so einen gesegneten Appetit hat.
p.s. Noel, ich hoffe, es wird nicht unsere letzte Radtour gewesen sein oder.

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