Ein Tag mit einer Dampflok

Die Nacht hatte mich und meine C4 fest im Griff. Mein Herz schlug 5 Takte schneller als ich in Putbus die 2 Lokschuppen der Rügen’schen Kleinbahn sah. Wer kennt ihn nicht den „Rasenden Roland“.
Ein Traum wird wahr: einmal mit dem stählernen Dampfross mitreisen (Führerhausfahrt) zu dürfen.
2 Typen, die unterschiedlicher nicht sein können:
Henri, sportlich, jung, dynamisch (Euro schnell).
Bernhard, das Bollwerk der Rüganischen Eisenbahn, gross + sprachgewandt + immer lustig. Sie sind wie ein altes Ehepaar immer auf Draht.
Nach freundlichem Begrüssen vom Lokführer Bernhard und Heizer Henri beginnt die Arbeit an der Dampflok Typ 99782, z.B. abölen (was immer dies auch heissen soll). Bernhard steht oben auf der Dampflok mit einem ölverschmierten Lappen und putzt das ganz schwarze oberhalb der Räder auf Vordermann, die Damplok muss bei der Ausfahrt glänzen wie eine Speckschwarte.
Inzwischen macht Henri sämtliche Schraubdeckel am Gestänge auf und füllt diese auch mit Öl. Ich trete gleich 2 Schritte zurück, damit ich keine Ölspritzer auf meine Arbeitsklamotten bekomme. Nach mühsam getaner Arbeit wird die Dampflok noch mit Wasser aufgefüllt.
Als diese Arbeiten getan waren dampften wir zum Bahnhof Putbus, wo wir 3 Wagen angehängt bekommen für die Fahrt nach Göhren. Da es noch sehr früh ist, fahren nicht viele Leute mit.
Ein Pfiff aus der Trillerpfeife vom Schaffner und die Fahrt geht los. Bernhard dreht und kurbelt an paar Rädern, ein letzter Blick aus dem Fenster auf den Bahnsteig
und die Fahrt geht los. Die Dampflok kommt langsam in Fahrt.
Überall in der Lok ist Dampf. Nach 3 Minuten haben wir die Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h erreicht. Bernhard macht den Riegel halb zu, damit die Dampflok nicht schneller wird. Henri schaufelt jede Menge Kohle hinter die Feuertür und ich stehe überall im Weg und bin nach einigen Minuten dreckig wie ein Schwein.
Henri macht dann irgendwann die 2 Griffe der Aschkastenzüge runter. Nachdem ich 3 mal zugesehen habe, will ich pro Zug 1 € haben um Henri zu entlasten, aber dieser hat es schnell wieder selbst getan; pro Fahrt wären das ungefähr 20€ für mich gewesen.
Nachdem die Bahnhöfe Posewald, Seebritz, Sarams durchfahren sind, halten wir im Seebad Binz an.
Bernhard springt von der Lok und überprüft die Lager, ob sie heiss gelaufen sind und wartet wieder auf den Pfiff vom Schaffner.
Es geht leicht bergauf und die Dampflok schnauft ganz schön. Bald ist die Haltestelle Jagdschloss erreicht. 2 Wanderer steigen aus. Die Dampflok fährt noch 100 m, dann ist die höchste Steigung oder Berg geschafft.
Nach Garfitz muss die Dampflok schon gedrosselt werden, sonst würde sie über 50 bzw. 60 km schnell werden.
Sellin Bahnhof, der Zug füllt sich mit Menschen und Tieren, auch kann man hier in der Bahnhofskneipe gut essen.
Die Fahrt geht weiter. Henri schippt fröhlich Kohle hinter die Feuertür und so geht es an Baabe und Phillipshagen vorbei nach Göhren. Hier dürfen die Spaziergänger und Tiere aussteigen und den wunderschönen Kurort erwandern.
Henri muss die Dampflok abkuppeln und wir müssen an den Lokschuppen ranfahren, um eine Menge Wasser zu tanken. Jetzt ist eine kurze Pause. Für 2 Schluck Kaffee langt es gerade und schon muss die Lok angehängt werden. Wir müssen pünktlich abfahren, das ist wichtig, weil die Rügenbahn der DB angegliedert ist. Es geht jetzt bis Sellin neben der Strasse entlang und die Urlauber aus den Autos sehen uns an wie ……….
Vor Sellin ist eine Bahnschranke, da muss man 3-4 mal pfeifen, dass einem die Ohren fast weg fliegen. Sicher hat der Zug in Sellin Bahnhof angehalten. Jetzt steigen schon mehr Leute ein, um nach Binz oder Putbus zu fahren.


Fortsetzung folgt


Die Namen + Personen dieses Berichts sind laut FBI geändert worden, also frei erfunden. Sollte es sie doch rein zufällig in ganz Europa geben, so ist es doch ein grosser Zufall, so wie im Lotto 6 Richtige.
Der Berichteschreiber.

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